Das neue Magenta Monopol

Zum Schreiben dieses Beitrags hat mich diese Woche ein Artikel im Wall Street Journal Deutschland angestiftet. Kurze Zusammenfassung: Die deutsche Tochter der Telefónica kauft sich ins Glasfasernetz der Telekom mit ein. Warum ich das als einen möglichen Schritt zur erneuten monopolistischen Stellung der Telekom und somit auch als eine Gefährdung in Sachen Netzneutralität sehe, versuche ich nun anschaulich zu erklären.

Disclaimer: Ich möchte der Deutschen Telekom nichts unterstellen.

Foto: Markus Rollbühler

Nochmals genauer: Für die Mobilfunkmarke O2 der Telefonica Germany werden zukünftig bis zu 2000 so genannte Mobilfunk-Aggregationspunkte an das Glasfasernetz der Telekom angeschlossen. Wir reden hier also nicht über das Festnetz, sondern nur über mobile Telefonie und Daten. Die Mobilfunkmarke der Telefonica in Deutschland heißt O2, das macht es im weiteren einfacher.

 

Um also weniger Kosten für einen teuren Netzausbau zu haben, behilft sich O2 dem besser ausgebauten Netz des großen Telekom-Riesen. Dass die Kapazitäten von O2 immer wieder nicht ausreichten, zeigen die gesammelten Einzelfälle, die große Lücken in der Netzabdeckung und eine teilweise Überlastung des O2-Netzes zeigten. Der Grund hierfür ist vor allem der enorm gestiegenen Datenmengen. Anfang letzten Jahres sagte Cisco in einer Studie bis 2015 einen 30-fachen Traffic des mobilen Datenverkehrs in Deutschland voraus. Dieses Wachstum ist 3 mal so hoch wie der Zuwachs im kabelgebundenen Festnetz. Dies zwingt die Mobilfunkprovider natürlich zum Netzausbau, und dieser verursacht hohe Kosten für die Installation, aber auch mehr Kosten für den laufenden Betrieb.

 

Indem O2 sich jetzt aber, selbst wenn es nur für Spitzenauslastungen ist, nicht mit eigenem Ausbau behilft, sondern auf das Netz des ehemaligen Monopolisten Telekom zugreift, schwächt der blaue Konkurrent sich selbst. Rein wirtschaftlich gesehen mag in dieser Entscheidung zwar ein Vorteil liegen, langfristig bremst sich O2 aber selbst aus. Das Geld, was die Telekom dadurch einnimmt, kann sie in den Ausbau ihres Netzes investieren. O2 hat aber weniger Geld, das in den Ausbau des O2-Netzes gesteckt werden kann.

 

Natürlich gibt es außer O2 auch noch weitere Alternativen zur Telekom, aber wenn letztere irgendwann als einziges Mobilfunkunternehmen genug Geld für den Netzausbau übrig hat, bleiben alle anderen auf der Strecke. Daran kann selbst die Versteigerung von Frequenzen nichts ändern, denn wenn ersteigerte Frequenzen nicht genutzt werden und die Telekom ihre eigenen Frequenzen perfekt abdeckt, steht sie wieder als Monopolgigant ohne echte Alternativangebote da.

 

Sobald es nur einen einzigen Mobilfunkanbieter gibt, kann dieser ja ausprobieren, ob Diensteklassen, das parteiische Pendant zum neutralen Netz, sich durchsetzen lassen. Das würde er vermutlich schaffen, denn wohin sollen seine Kunden flüchten, wenn ihre Daten so oder so durch das Netz der Telekom transportiert werden? 😉

 

(Dieses Szenario ist bisher in weiter Ferne- hoffe ich. Dennoch wollte ich aufzeigen, was solch eine Entwicklung einmal bedeuten könnte.)

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