Irgendwie konnte ich mich doch nicht dagegen wehren, mir die Wired anzusehen. Gruppendruck, vermutlich. Ich musste dafür immerhin nicht mit der GQ in Berührung kommen und habe mir die App aufs iPad geholt. Der originalen Wired bin ich übrigens irgendwie nie über den Weg gelaufen.
Wer sich vor allem der Überschrift wegen hierher geklickt hat, dem empfehle ich den letzten Abschnitt ganz besonders.
Eines merkt man: Das Team hat sich hier viel Mühe gegeben.
Infografiken-Fetisch
Alleine die vielen Animationen, klickbare Infografiken, das macht Spaß (mal abgesehen davon, dass es von guten, und dann noch interaktiven, Infografiken nie genug geben kann. Ich denke hier an ein weiteres Schuljahr, wo mir vermutlich zumindest keine interaktive begegnen wird).
Videos
Spaß macht mir auch, dass ich tatsächlich einige Videos habe, die das Magazin ergänzen- zumindest bedingt: Die eingebundenen Videos von extern kann man jetzt nicht unbedingt eine journalistische Leistung nennen, mir drängt sich ein Vergleich mit übernommenen PR-Meldungen auf. Teilweise sind die Videos einfach nur kurz und man hätte sie ohne Minderung der Gesamtqualität weglassen können.
Das Smartbird-Video von Festo langweilt außerdem ein wenig. Ich will den Vogel in Aktion sehen, aber nicht immer wieder gleich eintönig. Ich habe bereits nach drei verschiedenen Szenen gemerkt, dass er naturgetreu fliegt. Aber nicht nur das Video bietet mir keine Mehrinformation. Auch im Artikel erfahre ich nicht, nach welchem Prinzip das nun so gut funktioniert, mit welchen Materialien, und wie man ihn denn nun steuert. Sollte es da von Festo absolut keine weiteren Informationen geben, hätte man den Artikel ruhig kippen können. Bilder wären in größer auch schön, denn sowas möchte man sich ja genauer ansehen.
Geeks sind keine Nerds.
Wenn Thomas Knüwer fordert, dass wir unsere Gesellschaft mehr spezialisierten Visionären überlassen sollen, dann finde ich das verdammt gut. Ich sehe aber diejenigen, die sich für ihren Fortschritt in ihrem Fachgebiet wirklich den Arsch aufreißen, sich selbst für ihren Traum zurückstellen, nicht in der Wired.
Eher sehe ich Advertorials für durchdesignte, technisch gesehen aber nicht gerade bahnbrechende Roboter, für Elektroautos eines bestimmten Konzerns, für robotische Naturimitate. Mir stellt sich auch die Frage, warum die Currywurst im nächsten Artikel nicht markenlos sein darf.
Ich hätte mir bei Menschen mit einem wirklich ernstzunehmenden Anliegen statt einer Geschäftsidee, so wie Julia Probst, dann auch mehr Tiefe gewünscht. Dass sie um etwas kämpft, nur auf einer Seite mit stark komprimiertem Text abzuspeisen, finde ich persönlich schade. Das Video dazu ist zwar unterhaltsam, aber der Ernst der Sache hätte gerne weiter ausgeführt werden dürfen.
Falls es eine Fortsetzung gibt: Bitte tiefer in die Materie gehen, radikaler sein, nerdiger. Freakiger. Geekig sein war nicht genug.