Wenn man denn mal bestimmen dürfte, was man studieren will…dachte ich mir, als Daniel Rehn mir passend zur gestrigen Montagsrunde mit David Philippe und Michael Waning den Auftrag stellte, mir in die Richtung mal Gedanken zu machen. Eine gute Frage eigentlich:
„Wenn ich Kommunikationswissenschaften studiere, was erwarte ich zum Thema Social Media?“
Dass die neuen, sozialen Medien, momentan sowohl bei den lehrenden Professoren, als auch den lernenden Studenten noch nicht angekommen sind, konnten uns die anwesenden (Ex-)Studenten in der Montagsrunde eigentlich nur bestätigen. Dazu siehe das gute Fazit zur Montagsrunde mit dem Thema „Social Media Lehre im Studium“.
Wenn man sich aber mal Gedanken darüber macht, wie man auch das Thema Social Media oder ganz allgemein „Internet“ (irgendwo muss man ja anfangen) im Studium behandeln soll, ist schon die Frage der äußeren Form schwierig.
Die Idee, es von affinen Studenten gegen einen freiwilligen Obolus von den Teilnehmenden (Flatter fürs RL) behandeln zu lassen, finde ich grundsätzlich nicht schlecht. Wenn das Thema motiviert rübergebracht werden kann, dann ist das vielleicht effektiver, als wenn ein theoretisch ausgebildeter Dozent, dem einfach die Praxis fehlt, ein Seminar darüber hält. Social Media Executives (beispielsweise einen Social Relations Manager aus einem Unternehmen oder einer Kultureinrichtung) an die Universität einzuladen und von denen zu lernen, die sich Tag für Tag mit Social Media in der professionellen Kommunikation auseinandersetzen müssen, halte ich jedoch für noch ein wenig besser, in den Strukturen einer Uni vielleicht sogar besser durchführbar.
Nun ist die äußere Form aber nicht ganz meine Sache, ich kenne mich mit den Strukturen einer Universität auch einfach zu wenig aus.
Wenn ich aufzählen sollte, welche Inhalte und Aspekte von Social Media und der Kommunikationsarbeit im Internet unbedingt in „Social Media-Unterricht“ gehören, dann sehe ich das etwas zwiegespalten.
Einmal muss ein gewisses Vokabular vermittelt werden, von Social Network bis Blog, Microblogging, Podcast, Social Media Newsroom bis hin zu…Tagcloud.
Eine Übersicht über die gängigsten Tools und Netzwerke sollte auch bereitgestellt werden, es gibt da ja richtig gelungene Grafiken.
Und weiter? Irgendwie ist es ja ein zweischneidiges Schwert.
Einerseits möchte ich, dass man als Student die Best Cases vorgestellt bekommt, ein wenig Start-Up-Geist schnuppert, erfährt, welche Dynamik hinter den Plattformen steht.
Das sollte selbstverständlich jemand übernehmen, der ebenso überzeugt von Social Media wie motiviert ist. Warum spreche ich dauernd von motivierten Menschen? Ganz einfach: einen gewissen Pioniergeist darf man im Bereich Social Media noch haben.
Im Studium sollte außerdem klar werden, dass es hier einen Status Quo gibt, der morgen schon ganz anders aussehen kann. Vielleicht sollte auch klargestellt werden: Wenn ich im Social Web mithalten möchte, werde ich dafür einige Zeit online verbringen müssen. Und nochmal zum Stichwort euphorische Motivation: Die Welt Das Internet braucht nicht noch mehr unmotivierte, unfähige Social-Media-Experten. Die Studenten brauchen umgekehrt vielleicht einen Überblick über anerkannte Persönlichkeiten im Social Web.
Andererseits würde ich auch erwarten, aufgeklärt zu werden. Was darf ich als Blogger, was brauche ich bezüglich eines Impressum/Disclaimer und warum ist dauernd irgendetwas auf Youtube nicht in meinem Land verfügbar. Wie sieht es mit Datenschutz aus, wohin wandert die Definition von Privatsphäre mit dem Netz?
Dass es Shitstorms gibt, die den positiven Hypes, die man vielleicht erzeugen will, stark ähneln, gehört eindeutlg in ein Studium. Auch Worst Cases und missglückte Krisen-PR online muss behandelt werden.
Als letzten, auch ganz wichtigen Punkt, habe ich noch: Wie viele Menschen erreicht man überhaupt über das Internet und welche Zielgruppen über welche Plattformen? Passt Social Media zum Kommunikationsbedarf und in die Kommunikationsstrategie? Wie sehen Social Media Guidlines/ Social Media Policies aus und warum brauche ich sie?
Für ein Studium eines solchen Themas wäre aber auch eine gleichzeitige praktische Durcharbeitung wichtig. Eigene Accounts der Uni wären als Musterbeispiel ideal, mit einer dazugehörigen Social Media Policy, die dann analysiert werden kann. Denn, weil Social Media sich so schnell wandelt, ist die Praxis ein ganz wichtiger Aspekt. Dann könnten die Seminarteilnehmer vielleicht ganz einfach eine zeitlang für den Betrieb dieser Accounts verantwortlich sein, um sich da ein wenig hineinzufühlen.
All das sind aber nur die groben Grundlagen, die ein „Social Media-Studium“ beziehungsweise ein Social-Media-Anteil in einem Kommunikationsstudium meiner Meinung nach behandeln sollte. Wer Ergänzungen hat, oder mir nicht zustimmt, darf das gerne offen in den Kommentaren tun.