Wie ich meiner Muse auf die Sprünge helfe- Teil 2

Immer wieder soll und muss man kreativ sein und sich auf seine, je nach Situation mehr oder weniger kreative, Arbeiten und Projekte konzentrieren. In dieser losen Reihe will ich berichten, wie ich dies mache und wie ich arbeiten kann. Einige Tips werden nur bei mir funktionieren, einige werden sehr allgemein sein- dies ist kein Ratgeber, sondern ein persönlicher Bericht.


Im zweiten Teil der Reihe geht es um eine negativ besetzte Sache, den Zweifel.


Warum Zweifel als Selbst-Feedback sehr wohl zur Kreativität gehört und nicht nur bei Werken moderner Kunst  ein Bewertungskriterium sein kann, versuche ich diesmal zu erklären. Anschaulich wird das ganze dann zuletzt bei einem bereitwilligen Opfer meiner eigenen Beobachtung, mir selbst. Aber zunächst einmal ein Satz, für den ich bereitwillig Geld in ein Phrasenschwein werfen würde, stünde eines bereit:

 

Zweifel ist gut, denn wer nicht zweifelt, überschätzt sich. (Phrasenschwein-Pling-Geräusch)

Wer es nicht schafft, seine eigene Arbeit auch kritisch zu hinterfragen, der wird sich auch keine Gedanken machen, wie er sie das nächste Mal besser machen kann. Das mag bei mechanischen Arbeitsabläufen immer bis zu einem gewissen Grad wunderbar funktionieren. Aber wer sein Hirn auch für geistig geringfügig forderndere Arbeiten einsetzt, wird ohne die Umsetzung von Feedback immer auf dem Niveau bleiben, das bereits die Zeichnungen Fünfjähriger aufweisen. Ja, ich behaupte, bei jedem Menschen ist kreatives Potenzial vorhanden, aber wer nicht ständig probiert und nach Höherem strebt, der darf später meinetwegen stundenlang lustige Überschriften für die niveauvollste deutsche Zeitung überhaupt basteln. Oder Prospekte für die örtliche Fleischerei gestalten. Wobei das monetär anerkannter sein dürfte als vieles, was ich als echte geistige Leistung betrachte. Den Käfig des eigenen beschränkten Denkens kann man nur durchbrechen, indem man sich versucht, ihn von außen anzusehen, versteht ihr?

Zu allen Arten von „Werken“ oder geistigem Schaffen hätte man auch einen anderen Ansatz verfolgen können und es anders machen können. Und irgendjemand wird immer kommen und sagen, dass es anders besser gewesen wäre. Ich würde sagen: Dann mach es doch besser. Weil die Meckerer meistens eher weniger konstruktiv veranlagt sind, würde ich es dann selber irgendwie für mich beherzigen und als Feedback sehen. Soviel zur Theorie.

Für den Großteil, den man tut, bekommt man aber nicht andauernd zwischendurch Feedback. Das wäre ja auch nicht auszuhalten, wenn dauernd jemand um einen herumspringt und einem zig andere Varianten, die er jetzt aber deutlich besser fände, aufzeigt. Niemand will einen ständig herumhampelnden Feedback-Clown. Aber wenn man versucht, sich selbst mal zwischendurch zu fragen, was man da tut und warum genau so, dann geht man sich nicht selbst auf die Nerven und anderen auch nicht. Außerdem, fragt man einem nahestehende Personen nach ihrer Meinung, ist die Rückmeldung stets zu positiv. Bis auf Ausnahmen, routinierte Profis, aber ich muss den Text ja verallgemeinert schreiben, sonst wird er noch deutlich länger, als er eigentlich müsste, wobei…

 

Jetzt zu mir:

Ich finde nicht alles uneingeschränkt gut, was ich mache. Aber das muss ja nicht immer nach außen durchklingen, das wäre dann ja ein Betteln nach Komplimenten. Es gibt bei vielem einfach jemanden, der etwas Ähnliches schon deutlich besser gemacht hat.

Es gibt Zeiten, da will ich diese anderen Menschen übertrumpfen, und das noch mit einem lockeren Schalk im Nacken. Es gibt Zeiten, da sitzt mir der Gedanke an alles Bessere bedrohlich und lähmend im Nacken.

Momentan ist mein Problem, dass ich mir nicht mehr sicher bin, was ich gut kann. Ob ich es tatsächlich gut kann. Warum? Ich habe mich vor einiger Zeit sehr stark auf das Schreiben konzentriert, aber jetzt finde ich Gefallen an Fotographie und Film und meine ersten Resultate sind besser, als ich das gedacht hätte. Selbstverständlich noch verbesserungswürdig, aber es geht mir so gut von der Hand oder ins Auge, dass ich das gerne vertiefen möchte. Wo bleibt da das Schreiben? Ich kann nicht alles gleichzeitig machen und alles vermischen. Oder Audio. Über das Podcasten beziehungsweise Webradio kam ich erst zu all jenen Dingen, die ich inzwischen online tue. Aber ich habe auch das lange vernachlässigt und meiner Audiophilie nur in Form von hochwertigen und ebenso -preisigen Kopfhörern gefrönt.

 

Mein Fazit:

Gerade habe ich die Motivation, viel Verschiedenes zu machen. Es passt mir gerade nicht wirklich, mich festzulegen. Und deswegen habe ich dieses Wochenende auch Konzertmitschnitte bearbeitet, einen (mini!) Film grob geschnitten und diesen Text geschrieben. Damit wäre erstmal das abgedeckt, was ich gerade tun möchte, und mein Zweifel an mir selbst hat mich eigentlich zu neuer Inspiration geführt. Ich fühle mich schon gar nicht mehr sooo zweifelhaft.

 

 

 

 

 

 

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